„Da ging es nicht mehr um den Namen auf dem Rücken“ – Das Interview mit Bernd Beetz

Nach einer nervenaufreibenden Saison, dem gesicherten Klassenerhalt und wichtigen Weichenstellungen für die Zukunft spricht unser Präsident Bernd Beetz im Interview über die jüngsten Entwicklungen rund um den SV Waldhof Mannheim 07. Dabei blickt er nicht nur auf sportliche Entscheidungen und neue Gesichter im Verein, sondern erinnert auch an eine ganz besondere Persönlichkeit: Karla Spagerer, die am vergangenen Wochenende verstorben ist.
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Fangen wir zunächst mit der traurigen Nachricht an, dass Karla Spagerer am vergangenen Wochenende verstorben ist. Welche Erinnerungen hast du an Karla?

Bernd Beetz: Die Nachricht von Karlas Tod hat mich sehr getroffen. Zunächst einmal möchte ich ihrer Familie mein tiefstes Mitgefühl aussprechen. Karla hat stets eine große Lebensfreude ausgestrahlt – jeder Kontakt mit ihr war etwas Besonderes. Mit ihrer Persönlichkeit und ihrem Lebensweg war sie ein Vorbild für viele Generationen. Speziell für den Waldhof war sie weit mehr als nur ein Ehrenmitglied. Sie hat Herz und Seele des Vereins verkörpert und mit ihrer Anwesenheit im Carl-Benz-Stadion vielen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.

Vor einem Monat habt ihr euch sportlich neu aufgestellt. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Bernd Beetz: Es war keine einfache Entscheidung. Zunächst möchte ich mich bei Bernhard Trares und Benjamin Sachs für ihre Arbeit bedanken – sie haben den Grundstein für den Klassenerhalt gelegt. Dank unserer stabilen Defensive und dem guten Torverhältnis hatten wir im Saisonendspurt gewissermaßen einen „Zusatzpunkt“, der unsere Ausgangslage verbessert hat. Nach der Niederlage gegen Unterhaching fehlte uns jedoch die Überzeugung, dass wir das Ruder mit Blick auf das anspruchsvolle Restprogramm noch herumreißen können. Die Spiele gegen Dortmund, Wiesbaden und Unterhaching nach der Länderspielpause im März haben wenig Hoffnung auf Besserung gemacht. Grundsätzlich streben wir Kontinuität auf den Führungspositionen an – aber wenn die nötige Vorstellungskraft fehlt, muss man handeln. So ist das im Sport.

Neben Gerhard Zuber und Mathias Schober kam mit Dominik Glawogger ein 34-jähriger Cheftrainer. Wie ist dein Eindruck von den handelnden Personen?

Bernd Beetz: Sowohl Gerry als auch Mathias wissen genau, worauf es im Profifußball ankommt. Wir haben viel Kompetenz in den Verein geholt, die sich zudem hervorragend ergänzt. Beide arbeiten im Hintergrund sehr akribisch und haben eine klare Vision für die Zukunft des SV Waldhof Mannheim 07. Bei Dominik hatte ich vom ersten Tag an ein gutes Gefühl – und ich bin froh, dass mich dieses Gefühl nicht getäuscht hat. Besonders nach dem Saisonendspurt fühle ich mich in dieser Einschätzung bestätigt. Er hat es in kürzester Zeit geschafft, die Mannschaft in einer schwierigen Drucksituation hinter sich zu vereinen und gegen Topteams starke Leistungen zu zeigen. Die Balance aus stabiler Defensive und kreativer Offensive hat mir zuletzt sehr gut gefallen.

Dennoch war es bis in die Schlussphase des 38. Spieltags ein großes Zittern.

Bernd Beetz: Das stimmt. Über die gesamte Saison hinweg hatten wir einfach zu viele Schwächephasen – das hat uns letztlich in diese schwierige Lage gebracht. Auch wenn die Saison insgesamt weit von unseren Vorstellungen entfernt war, zolle ich der Mannschaft großen Respekt dafür, wie sie in den letzten Wochen auf dem Platz alles gegeben hat. Da ging es nicht mehr um den Namen auf dem Rücken, sondern um die Raute auf der Brust. Das war Waldhof-Fußball, wie ich ihn mir vorstelle.

Machen wir einen kleinen Themenwechsel: Die Unterlagen zur Anerkennung des Nachwuchsleistungszentrums wurden eingereicht. Das ist ein großer Schritt für den Verein, oder?

Bernd Beetz: Neben dem Klassenerhalt war das sicherlich die positivste Nachricht der letzten Tage. Ich kann es nur immer wieder betonen: Ein Nachwuchsleistungszentrum ist für unseren Verein von enormer Bedeutung. Für eine nachhaltige Entwicklung muss ein funktionierender Unterbau die Basis der Profiabteilung sein – daran hat sich meine Überzeugung nie geändert. Mit Kennedy Okpala haben wir aktuell ein tolles Beispiel aus der eigenen Jugend: sportlich stark und menschlich absolut vorbildlich. Mit seinen Toren gegen Cottbus und Dresden hat er maßgeblich zum Klassenerhalt beigetragen. Ein echter Waldhöfer eben.

Nach zwei Jahren Abstiegskampf – welche Lehren ziehst du aus dieser Zeit?

Bernd Beetz: Ich denke, es gibt keine „Übergangssaisons“ in der 3. Liga. Wenn man nicht konstant an sein Leistungslimit geht, spielt man automatisch gegen den Abstieg – das mussten wir nun zweimal schmerzhaft erfahren. Die 3. Liga ist in dieser Hinsicht einfach anders als andere Profiligen: Die Leistungsunterschiede sind gering, und jedes Tief wird sofort bestraft. Ein gelungener Saisonstart ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. In den vergangenen zwei Spielzeiten sind wir von Beginn an hinterhergelaufen – diese unnötig liegen gelassenen Punkte fehlen dir dann am Ende.

Werfen wir zum Abschluss einen Blick nach vorn: Was erwartest du dir von der neuen Saison, bzw. was wünschst du dir?

Bernd Beetz: Ich wünsche mir, dass wir über alle 38 Spieltage hinweg echten Waldhof-Fußball sehen – mit Leidenschaft, Zusammenhalt und klarer Identität. Wenn wir diese DNA entwickeln, bin ich überzeugt, dass wir am letzten Spieltag nicht mehr nervös aufs Handy schauen müssen, um die Ergebnisse der Konkurrenz zu verfolgen. Ich habe volles Vertrauen in Gerry und Mathias, dass sie eine schlagkräftige Mannschaft formen werden.

 

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